Heute ist mein letzter Tag in Kirgistan. Schon allein dieser Satz hört sich völlig seltsam und unverständlich an. Und eigenartiger Weise habe ich dieses Mal viel mehr das Gefühl, mich in fremde, neue Gefilde aufzumachen. Verrückt oder? Diesen Blogeintrag an meinem letzten Tag möchte ich nutzen, um von einem für mich ganz besonderen Projekt zu erzählen, dass mich die letzten Wochen beschäftigt hat.
Unseren kompletten Freiwilligendienst über, habe wir unsere meiste Arbeitszeit im Kabinett Nr. 6 verbracht, ein Raum für Sprachunterricht an der Kinderkunstschule. Abgesehen von einigen Bücherregalen hat ein (absolut grottenhässliches) Wandbild eine Seite des Raumes komplett eingenommen. Als es nun vor Anfang der Sommerferien unsere Aufgabe war, unseren Raum aufzuräumen und zu renovieren, kam bei uns die Idee auf, das alte Wandbild zu entfernen und ein Neues zu erschaffen. Nach einer extrem nervtötenden Aktion, bei der wir das alte Bild per Hand abkratzen und dann mit Kalk überstreichen mussten, hatten wir endlich eine halbwegs weiße, freie Fläche zur Verfügung.
Nach einer kurzen Planphase machten wir uns mit Beginn unseres Ferienlagers daran, nebenbei das neue Wandbild zu gestalten.


Wie ihr vielleicht schon grob erkennen könnt, war die Idee eine große Weltkarte an die Wand zu malen. Was genau der Hintergrund unserer Entscheidungen war, erkläre ich später noch. Da Kunst eine meiner Leidenschaften und Hobbys ist, habe ich dieses Projekt ein bisschen in die Hand genommen. Aufgrund der geschätzten vier mal sechs Meter großen Wand, war es zunächst nötig, die groben Umrisse mit Klebeband deutlich zu machen, damit alle Proportionen stimmen. Daraufhin habe ich die Umrandung der Kontinente mit Bleistift im Detail vorgezeichnet, woraufhin Lena, unser guter Freund Islam und ich diese mit schwarzer Farbe nachzogen.





Als dies geschafft war, begann der Hauptteil des Ganzen. Wir wollten gerne die Kinder unseres Ferienprojekts mit einbeziehen, deswegen war die Idee, die Kontinente mit Handabdrücken zu füllen und mit bunter Farbe zu umranden. Glücklicherweise hatten wir über eine Freundin aus einem Kindergarten einige Malfarben zur Verfügung gestellt bekommen, sodass wir voll durchstarten konnten.
Jeden Tag über fünf Wochen hinweg haben wir vormittags einen Handabdruck nach dem anderen an die Wand gebracht, wofür die Kinder schon immer begeistert Schlange standen. Nachmittags habe ich dann alle Lücken mit Farbe aufgefüllt.
Zusätzlich haben auch einige Lehrer*innen, unsere Freund*innen und wir selbst natürlich unsere Handabdrücke hinterlassen. Da dies nun vielleicht etwas schwer vorstellbar ist, könnt ihr nun schon das Endprodukt sehen, welches mit Hilfe vieler Kinder, Jugendlicher und Erwachsener entstanden ist:

Kurz möchte ich erklären, was wir uns dabei gedacht haben, dieses Bild so zu gestalten. Da dies ein Klassenraum für vor allem Sprachen ist, sollte das Wandbild auch die Schönheit und Vielfalt verschiedener Länder und Kulturen reflektieren. Hierbei ging es sicher nicht darum, Länder und Kontinente durch Linien oder Abgrenzungen deutlich zu machen, sondern ganz im Gegenteil. Die Farben verlaufen ineinander, werden an einigen Stellen wieder aufgegriffen und haben keinerlei Bezug zu irgendwelchen Grenzen. All dies soll die Aussage der Hände verstärken, 57 an der Zahl, welche für Zusammenhalt und Gemeinschaft stehen.
Ich bin sehr froh darüber, die Möglichkeit gehabt zu haben, unseren Klassenraum in dieser Weise zu gestalten und dankbar, etwas Bleibendes zurückzulassen, an diesem Ort, wo wir so viel Zeit verbracht haben. Gleichzeitig hat es mir unfassbar viel Spaß gemacht, zu sehen, wie viele Menschen Teil dieses Projektes geworden sind und all diese Handabdrücke mit ihnen zusammen zu machen.
Hier nochmal einige Fotos, die im Prozess des Malens entstanden sind. Auch wenn wir, während wir die Abdrücke an die Wand gebracht haben, leider kaum Fotos machen konnten, da wir mit den Kindern immer „alle Hände voll“ zu tun hatten 😉
Abschließend noch als kleines Eyecandy ein paar Swaggerfotos von uns vor unserem fertiggestellten Wandbild:




Auf Wiedersehen Kara-Balta!
Eine tolle Idee und eine schöne Ausführung.