Von Taschkent über Samarkand nach Buxoro und домой

Nachdem ich mich leider leider bereits von Amelie verabschieden musste, der Schmerz sitzt immer noch tief, reiste ich noch eine Woche zusammen mit Kathi und Marie nach Usbekistan, bevor es dann vor zehn Tagen nun leider auch für mich zurück nach Deutschland ging. An einem späten Nachmittag begann unsere Reise in Bischkek am Busbahnhof. Wir fuhren über Nacht, sodass die Grenzübergänge, zunächst nach Kasachstan und dann nach Usbekistan, recht flott über die Bühne gingen. Früh morgens am nächsten Tag erreichten wir Taschkent. Mit der Metro, die übrigens wahnsinnig cool ist, die einzelnen Stationen sind häufig mit Mosaiken oder prachtvollen Kronleuchtern gestaltet, machten wir uns auf den Weg zu unserem Hostel. Netterweise durften wir direkt einchecken, sodass wir uns erstmal eine Mütze Schlaf gönnten. Ab Mittag erkundeten wir die Stadt zu Fuß und entdeckten schöne Parks sowie kleinere Märkte mit lustigen Straßenhändler*innen. Außerdem besuchten wir einige besondere, öffentliche Plätze, Regierungsgebäude, eindrucksvolle Moscheen und einen riesigen Bazar im Stadtkern, in dessen Nähe wir zufällig noch Einblicke in die Herstellung handbemalter Keramik erhielten. Diese Keramik ist typisch für Zentralasien und wird vielerorts produziert. Abends waren wir nach über 20km laufen bei über 40°C ordentlich erschöpft, freuten uns aber auch sehr auf die bevorstehende Zeit.

Am darauffolgenden Tag ging es für uns nach dem Frühstück mit einem Sammeltaxi weiter nach Samarkand. Unweit von unserem nächsten Hostel wurden wir von dem Sohn der Inhaberin, der so ungefähr neun Jahre alt sein müsste und sich uns äußerst knuffig als zweiter Direktor vorstellte, aufgegabelt und von ihm zur Unterkunft geführt. Danach entdeckten wir durch Zufall in einem urigen Innenhof viele schnuckelige Ateliers von Künstler*innen sowie Handwerker*innen. An diesem Ort verbrachten wir einige Stunden, ehe wir uns loslösten und es uns in Richtung des berühmten Registan zog. Unterwegs passierten wir wieder einmal unfassbar beeindruckende Moscheen und erreichten den Registan in der Abenddämmerung. Nach dem Abendessen trafen Kathi und ich uns noch mit einem Kumpel und seinen Freunden in einer Bar und ließen den Tag gemütlich ausklingen. Durch ihn kamen wir in Kontakt mit den Inhaber*innen einer afghanisch-usbekischen Teppichfabrik, die wir noch besuchen sollten. Den nächsten Tag verbrachte ich mit Kathi und obwohl es in Samarkand nochmal heißer als in Taschkent war, legten wir gute 30km zurück und bekamen etliche einzigartige Orte zu Gesicht. Mittags kehrten wir in ein kleines Cafe in einem rustikalen Hinterhof ein und aßen dort sehr leckeres Plov, da es ein ursprünglich usbekisches Gericht ist, sowie köstliche Baklava.

Gestärkt besichtigten wir anschließend die bereits erwähnte Teppichwerkstatt. Dieses afghanisch-usbekische Familienunternehmen existiert nun seit 30 Jahren, ist direkt an der berühmten Seidenstraße gelegen und stellt ausschließlich handgefertigte Teppiche her. Empfangen wurden wir von einer Tochter der Familie, sie zeigte uns das gesamte Gelände und klärte uns über die einzelnen Produktionsschritte auf. Ich durfte mich sogar an einen der großen Webrahmen setzen und es selbst einmal ausprobieren, das war ziemlich spannend. Es war unglaublich eindrucksvoll all diese einzigartigen, handgewebten Teppiche zu sehen. Für manche benötigen die Mitarbeiter*innen Monate, für die meisten jedoch ein bis hin zu drei Jahren. Wir standen auf einem Teppich, an dem mehrere Personen dreieinhalb Jahre gearbeitet haben, total crazy. Ich bin sehr glücklich darüber, dass sich die Zeit genommen wurde und uns dieses großartige Handwerk so kleinschrittig gezeigt wurde.

Mit dem Zug, welcher zwar reservierungspflichtig, dafür aber umso komfortabler, sauberer und einfach fantastisch war, fuhren wir drei von Samarkand weiter nach Buxoro. Dort erwarteten uns knackige 44°C. Wir waren jedoch fester Überzeugung, dass es garantiert noch heißer gewesen sein musste. Buxoro, eine der bedeutendsten Städte Usbekistans, verfügt über ein wunderschönes, historisches Zentrum, welches zum UNESCO Weltkulturerbe zählt. Allein das Bummeln durch die mal größeren, mal kleineren Gassen bereitete uns große Freude und auch dort gab es wieder zahlreiche Moscheen und Medressen zu bestaunen. Wie bereits in Samarkand verbrachten wir auch in Buxoro zwei Nächte. Unseren letzten Abend genossen Kathi und ich mal wieder in einem Cafe in einem entzückenden Hinterhof mit vorzüglichen Plov.

Am Tag darauf brachte uns ein Sammeltaxi zurück nach Taschkent, wo wir noch einige Stunde umherliefen, ehe wir den Nachtbus zurück nach Bischkek nahmen. Insgesamt bin ich sehr dankbar, die Möglichkeit gehabt zu haben, nach Usbekistan zu reisen. Auch wenn eine Woche eigentlich viel zu wenig Zeit war, konnte ich dennoch so viele besondere Orte entdeckten und hatte eine wunderschöne Zeit. Usbekistan ist für mich definitiv noch einmal eine Reise wert.

Zurück in Kirgistan blieben mir noch drei Tage, um mich von allen Menschen zu verabschieden, die mir innerhalb der paar Monate so wahnsinnig ans Herzen gewachsen sind. So verbrachte ich noch einen Tag in Bischkek, um mich von allen meinen Freund*innen dort verabschieden zu können. Abends zogen wir durch einige meiner Lieblingsbars und landeten am Ende im Lucky Leprechaun, vermutlich unser aller Lieblingsort. In Kara-Balta entpuppte sich mein Abschiedsessen mit Tynara als kleine Überraschungsparty. Einige der Mädels, die ich bei ihr in der Jurte unterrichtet hatte, kamen gemeinsam mit ihren Müttern ebenfalls ins Restaurant, sodass wir eine Truppe von Frauen waren, die ganz viel lachten, aßen, tranken und tanzten. Da wir uns alle nicht so ganz verabschieden wollten, war ich erst so gegen halb zwei Uhr morgens zurück in der Wohnung, womit ich nun wirklich nicht gerechnet hätte. Am Ende wurde es sogar fast stressig, weil ich noch nicht fertig gepackt hatte und um sechs Uhr schon abgeholt wurde. Die Schulleitung brachte mich zusammen mit der Этно-Lehrerin zum Flughafen und dann war es tatsächlich soweit und ich musste zurück nach Deutschland fliegen. Ohne Frage, am liebsten wäre ich noch länger geblieben.

P.S.: In der nächsten Zeit werden noch persönliche Fazits sowohl von Amelie als auch von mir zu unserem Freiwilligendienst sowie unserer Zeit in Kirgistan folgen, ehe wir danach gemeinsam den Blog schließen werden, so stay tuned 🙂

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