Mitten im Juli stand für uns der nächste Festivalbesuch an. Diesmal jedoch für ein ganzes Wochenende und dazu noch an einem ganz besonderen Ort, nämlich direkt am Südufer des Issyk-Kul. Dort findet jährlich das größte internationale Musik und Kunst Festival Zentralasiens statt, zu dem Menschen und Künstler*innen aus aller Welt anreisen.



Freitags ging es früh morgens zunächst mit dem Zug, danach mit dem Taxi und der Marschrutka Richtung Issyk-Kul. Neben Amelie und mir waren noch alle anderen deutschen Freiwilligen aus Bischkek am Start. Nach unserer Ankunft bauten wir unser riesengroßes, gelbes Zelt nur wenige Meter vom Wasser entfernt auf. Den restlichen Tag verbrachten wir am Strand oder im Issyk-Kul, bis es dann abends endlich losging.








Insgesamt gab es drei Stages, auf denen es innerhalb von 42 Stunden 25 Künstler*innen und Bands aus 12 verschiedenen Ländern zu sehen gab. Auf der Hauptbühne waren Genres wie Hip Hop, Ethno Rock, Folk, Jazz House, Indie Rock, Afro Beats und vieles mehr vertreten. Vor einer Art Hausruine befand sich der Floor, auf dem vor allem Techno, Tech House, Electro Fusion oder Dub aufgelegt wurde. Der dritte Ort war eine Art Chillout Lounge, wo es in den Morgenstunden Progressive Trance, Psy-Trance oder Ambient zu hören gab.






Amelie und ich ließen uns von einer Make-Up Artistin schminken und los ging es. Highlight der ersten Nacht war für mich, neben einigen guten Techno Sets, die kirgisischen Rapper AGA-INI. Zur Morgendämmerung verschlug es Espen, Musa, ihn lernte ich dort kennen, und mich zum Lagerfeuer, wo wir noch den Sonnenaufgang beobachteten, ehe wir gegen sieben Uhr schlafen gingen.









Leider war es knapp eine Stunde später bereits so heiß im Zelt, dass an schlafen nicht mehr zu denken war. Gemeinsam mit vielen Personen, die wir die Nacht zuvor oder bereits in Bischkek kennengelernt und zufällig auf dem Kolfest wiedergetroffen hatten, chillten wir den gesamten Tag am Strand.






Flyin Up, psychedelischer Rock aus Usbekistan, sowie DJ Rolan, der Deep House mit Saxophoneinlagen live untermalt, stachen für mich in der zweiten Nacht heraus. Außerdem trat die international bekannte Tanzgruppe Adem als Überraschungsgast auf. Allerdings hielt ich diesmal nicht solange durch und musste mich bereits gegen zwei Uhr schlafen legen. Pünktlich zu Beginn des letzten Sets um halb sieben Uhr wachte ich wieder auf und ging nochmal tanzen. Dort traf ich noch auf John und Tom, mit denen ich mich anschließend zusammen mit einigen anderen an den Strand setzte und Wassermelone aß. Auch den Sonntag lummelten wir bis zur Heimfahrt am oder im Issyk-Kul rum und ließen es uns gut gehen.






Mir gefiel das Kolfest insgesamt sehr gut, vor allem die Location hätte besser nicht sein können. Obwohl es zwischendurch immer Mal wieder Künstler*innen gab, mit denen ich so gar nichts anfangen konnte, war der Großteil jedoch ziemlich stark. Ebenfalls war es cool, so viele neue Leute kennenzulernen, mit denen wir immer noch Kontakt haben und uns ab und an treffen.






Abschließend folgen noch ein paar Worte von Amelie, wie sie das Kolfest erlebt hat:
Für mich war das Kolfest ebenfalls sehr besonders. Doch es lag bei mir der Schwerpunkt insbesondere auf den Begegnungen mit anderen Menschen.
Amelie
Schon ziemlich schnell ist die Musik in den Hintergrund gerutscht und ich bin mit zwei netten Jungs ins Gespräch gekommen, ein Kirgise und ein Australier, mit denen ich noch die meiste Zeit des restlichen Wochenendes verbringen sollte. Wir haben stundenlang getratscht und getanzt und bald schon ist aus uns dreien eine immer größere Gruppe von Menschen geworden, die sich alle irgendwie im Vorhinein oder erst an diesem Abend kennengelernt hatten.
Ich war total fasziniert, aus wie vielen Ecken der Welt all diese Leute gekommen waren! Unter anderem waren einige aus Amerika, der Türkei, den Niederlanden, England, Japan, Kasachstan, Russland und so weiter und so fort, mit dabei. Und es war für mich unglaublich toll, so viele interessante Gespräche zu führen und die Geschichten der Menschen zu hören, die es an diesem Wochenende genau wie mich an diesen besonderen Ort am Issyk-Kyl verschlagen hatte. Ich verbrachte die restlichen zwei Tage und Nächte mit ihnen zusammen auf der Tanzfläche, beim Lagerfeuer oder am Strand bei Mond- oder Sonnenschein und es fühlte sich so an, als wäre ich Teil einer Gruppe alter Freund*innen.
Ich weiß, dass ich die meisten dieser Leute nie mehr wiedersehen werde, genau wie es mit so vielen Begegnungen sein wird, welche ich in Kirgistan haben durfte. Doch ich bin momentan einfach glücklich und unfassbar dankbar, dass ich überhaupt die Möglichkeit hatte und immer noch habe, so einzigartige und herzensgute Menschen aus der ganzen Welt kennenzulernen.