Vor über drei Wochen sind wir im schönen Kara-Balta angekommen und durften seitdem die unglaubliche Gastfreundschaft der Kirgisen genießen. Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, wo ich anfangen soll zu erzählen. Niemals hätte ich gedacht, dass in so kurzer Zeit so vieles passieren kann! Neue Umgebung, neue Sprachen, neue Bekannte, neue Freunde, neues Essen, neue Kultur, neues Zuhause. Das alles kommt von allen Seiten gleichzeitig auf einen zu.
Doch obwohl wir drei jeden Abend vor Erschöpfung regelrecht ins Bett fallen, könnte ich mir keinen besseren Start in meine Zeit in Kirgistan vorstellen!


Die ersten zwei Tage nach unserer Ankunft Samstagnacht durften wir bei Tynara, unserer Ansprechpartnerin hier in Kirgistan, und ihrer Familie verbringen. Dabei stand unter anderem viel Sight Seeing, UNO spielen, aber vor allem eine Menge Einladungen zum Essen auf dem Plan. Auch wenn die Gastgeberfamilie uns meist noch nie zuvor gesehen hat, war der Tisch immer reichlich gedeckt und wir wurden stets herzlich in die Gemeinschaft aufgenommen. Denn das Interesse an den Neulingen aus Deutschland ist natürlich sehr groß und an der Kinderkunstschule in Kara-Balta sind wir schließlich ebenfalls die allerersten Freiwilligen.
Dort sind wir sogleich mit offenen Armen empfangen und durch alle Klassenräume geführt worden und haben von einigen Kindern ein kleines Privatkonzert auf dem Nationalinstrument Komuz bekommen. Auf diesem erhalten wir inzwischen neben Russischstunden sogar auch selbst zweimal die Woche Unterricht und versuchen uns an unseren ersten Liedern.





Am Montag haben wir unsere sehr zentralliegende Wohnung bezogen, eine Straße vom kleinen Bazar entfernt und ungefähr 25 Minuten Fußstrecke zur Kinderkunstschule. Zunächst sehr spartanisch eingerichtet, hat diese geputzt, aufgeräumt und mit einer nun vorhandenen Grundausstattung für uns so langsam schon ein heimisches Flair.
Am selben Tag ging es sogleich auch mit unserer Arbeit los, obwohl diese erstmal so ganz anders aussah, als wir sie uns vielleicht zunächst vorgestellt haben.
Hier in Kara-Balta sprechen nur wenige Menschen gutes Englisch oder Deutsch, obwohl die Nachfrage sehr groß ist. Vor allem mit guten Englischkenntnissen stehen die Chancen auf einen guten Job, vielleicht sogar im Ausland, um einiges besser. Doch leider gibt es nicht genug Lehrer*innen, die diese Fächer unterrichten könnten. Und obwohl wir in keiner Weise als Lehrer*innen ausgebildet sind, ist unser Wissen der englischen Sprache hier vor Ort trotzdem weit größer, als das der meisten. Aus diesem Grund besteht nun unser Stundenplan neben einigen Kunst- und Musikunterrichtsstunden zum Großteil aus Englisch- und Deutschunterricht, welchen wir momentan zu dritt geben.
Zunächst war die Situation für uns sehr überwältigend, ohne jegliches Unterrichtsmaterial Klassen mit teilweise zwischen 30 und mehr als 40 Teilnehmer*innen aller Altersgruppen und Sprachlevel zu unterrichten. Wir wurden im wahrsten Sinne ins kalte Wasser geschmissen. Inzwischen konnten wir jedoch schon unsere Englisch- und Deutschkurse in einem gewissen Rahmen nach Alter und Vorkenntnissen sortieren, was den Unterricht um einiges entspannter macht. Unsere Aufgabe ist ganz sicher immer noch nicht leicht, aber gleichzeitig macht die Arbeit mit so vielen verschiedenen Menschen auch sehr viel Spaß. Zusätzlich fangen wir immer mehr an, zu einem guten Dreierteam zusammenzuwachsen.
Unser neues Zuhause von außen, unsere Wohnung ist oben rechts Eine unserer ersten Unterrichtsstunden in großer Runde Die Kinderkunstschule Kara-Balta von außen
Doch nicht nur in der Schule ist viel los. Seit wir angekommen sind, lernen wir stets neue Menschen kennen, die uns Ausschnitte ihrer Heimat und Kultur zeigen und uns zu jeder Zeit weiterhelfen, falls wir mal nicht wissen, wo man das beste Fladenbrot oder das günstigste Shampoo auf dem Bazar bekommt. Jeden Tag lernen und erleben wir Neues und konnten in den vergangenen drei Wochen schon einige Eindrücke von Kara-Balta, der Hauptstadt Bischkek und der überwältigenden und einzigartigen Landschaft Kirgistans sammeln. Fast in jeder Straße unserer Stadt kann man am Horizont die schneebedeckten Berge bewundern, welche wir uns letztes Wochenende auch schon aus nächster Nähe anschauen konnten. Und dieser Ausflug lässt sich wohl am Besten mit den Worten “ umwerfend, unglaublich, atemberaubend oder einfach woooww!!!!“ beschreiben. Wir waren regelrecht überwältigt von der Schönheit der Berge direkt vor unserer Haustür. Aber von diesen werden wir euch ganz sicher nochmal in einem anderen Beitrag ausführlicher berichten.






Insgesamt habe ich wohl festgestellt, dass man das, was wir in den letzten Wochen erlebt haben, ganz sicher nicht in einem halbwegs übersichtlichen Text festhalten kann. Aber ich hoffe, ihr konntet vor allem durch die Fotos einen ersten Einblick in unser Leben hier in Kirgistan gewinnen. Von vielen der Themen, die ich in diesem Beitrag angeschnitten habe, werden wir in den nächsten Monaten noch in eigenen Berichten ausführlicher erzählen. Aber falls ihr Fragen oder Interesse an einem bestimmten Thema habt, dann schreibt uns gerne eine Nachricht oder einen Kommentar.
Für uns ist diese erste Zeit jedenfalls unfassbar aufregend und spannend, aber vor allem fühlen wir uns jetzt schon pudelwohl in Kirgistan und können schon kaum erwarten, was in der nächsten Zeit noch alles auf uns zukommen wird!
